Als einzige Touristin auf der griechischen Insel Hydra

Für diese Reise gen Süden habe ich den ungewöhnlichen Monat Februar gewählt und sehr kurzfristig gebucht. Ich wünsche mir Sonne, griechisches Flair, Meer und gutes Essen. Da sich in meinem Umfeld niemand findet der oder die spontan Zeit hat, entscheide ich mich, alleine zu fahren. Das Alleinreisen hat seine Vor- und Nachteile, aber wenn man sich darauf einlässt, entstehen bleibende Eindrücke und eine ganz besondere Erfahrung.

Ich besteige also das Flugzeug in Wien, wechsle am Athener Flughafen in den stündlich fahrenden Zug Richtung des Hafens Piräus und steige dort in die Fähre. 2 Stunden Fahrt sind es dann bis zur Insel Hydra, sie liegt südlich von Athen und schon die Fährfahrt gibt einen Vorgeschmack auf das Inselleben, das einen auf Hydra erwartet. Man fährt vorbei an der großen Insel Aegina, an der imposanten Vulkaninsel Methana und schließlich an Poros, wo sich das Städtchen sanft an die gleichnamige Insel anschmiegt und wo das Leben bereits einem völlig anderen Tempo folgt als noch im pulsierenden Hafen Piräus.

Kurz darauf biegt die Fähre in den Hafen von Hydra, einer Insel die zum Träumen einlädt. Viele bekannte Persönlichkeiten haben sich hier bereits niedergelassen, so hat etwa Leonard Cohen hier gelebt und Richard Branson ein Zuhause. Man ahnt weshalb: Hydra ist autofrei, das Leben folgt einem anderen Rhythmus. Das Ortsbild ist geprägt durch Esel, die an jeder Ecke zu finden sind und als Lieferwagen und Taxis dienen, und von Katzen, die auf der Insel besonders gut behandelt werden und in Scharen durch die Gassen laufen. Im Februar bin ich hier die einzige Touristin, die Bewohner*innen sind beschäftigt mit der Vorbereitung auf die nächste Saison. So ganz ohne Tourismus hat man das Gefühl, hier mitten im authentischen Alltagsleben Griechenlands gelandet zu sein. Ohne Autoverkehr und flackernde Bildschirme könnte man fast meinen, es wäre zugleich eine Zeitreise, etwa ins Jahr 1970.

Ich beziehe meine Unterkunft und freue mich über den Meerblick, den mein Balkon, ja sogar das Bett bietet. Eine Heizdecke bringt mich durch die ersten stürmischen, kühlen Tage. Belohnt werde ich während des unwirtlichen Wetters durch den phänomenalen Ausblick auf die stürmische See und die turbulente Wolkenstimmung. Als der Sturm abflaut und sich die Sonne durchsetzt, beginne ich mit meinen Wanderungen. Die Insel lässt sich großartig zu Fuß erkunden, denn sie ist langgestreckt und in der Mitte liegt der einzige Ort der Insel. Eingezeichnete Wanderrouten führen über Stock und Stein und bieten atemberaubende Ausblicke. Auf meiner längsten Wanderung bin ich statt den angegebenen 5 Stunden insgesamt 8 Stunden unterwegs – ich habe dazwischen einen Abstecher auf den höchsten Punkt von Hydra gemacht. Was einen dort erwartet, ist eine Kombination aus Glücksgefühl den Gipfel erklommen zu haben und Ehrfurcht über die Schönheit dieser Welt.

In einer kleinen, familiengeführten Taverne finde ich auch auf kulinarischer Ebene mein Glück. Hier fängt der Restaurantbesitzer frühmorgens seinen Fisch selbst, den er dann während des Tages für seine Gäste kocht. Stolz zeigt er mir den Fang des Tages und ich setze mich an meinen Tisch vor der Taverne, um das geschäftige Leben von Hydra zu beobachten. An mir vorbei ziehen junge Familien mit Babys in Tragetüchern, Eseltreiber die gekonnt sämtliche Kisten und Waren auf ihre Esel schnallen, Katzen die vorbeiflitzen und zwischendurch sogar eine Kamera-Crew, die die Schönheit der Insel für ein Modeshooting nutzt.

Ich lehne mich zurück, blinzle in die Sonne und genieße den Moment. Aus dem eigenen Alltag auszubrechen, dafür braucht es oft nicht viel. Ein Flug- und ein Fährticket sowie die Lust auf Abenteuer.

TIPPS:

Vom Flughafen nach Piräus: Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Mit der Ubahn muss man in Monastiraki, im Zentrum von Athen umsteigen. Es gibt halbstündlich den direkten Bus X96 zum Hafen und stündlich einen Zug, der ebenfalls direkt fährt.

Fähre: Wichtig ist, am Hafen Piräus ausreichend Zeit einzuplanen, um die richtige Fähre finden zu können. Hellenic Seaways ist das Fährunternehmen: https://www.hellenicseaways.gr/en-gb/booking

Wandern auf Hydra: https://www.hydratrails.gr/de/about

Taverne: Mein kulinarisches Glück gefunden habe ich in der Taverne Ostria nahe dem Hafen.

Lektüre: Kaum habe ich je so ein passendes Buch auf eine Reise mitgenommen wie diesmal - Ich bin Circe von Madeline Miller schreibt eine Geschichte aus der griechischen Sagenwelt aus Frauenperspektive. Der Ort der Handlung ist eine griechische Insel.

Wärme im Februar: Da es durchaus noch kalt ist um diese Jahreszeit, empfehle ich im Vorhinein mit der Unterkunft abzuklären, ob im Zimmer ausreichend Heizmöglichkeiten vorhanden sind.