New York New York - I

Sonnige Grüße von meinem happy place! Während ich diese Zeilen schreibe sitze ich im Prospect Park, dem grünen Herzen Brooklyns. Die Sonne scheint und gibt Kraft als wäre es Mitte Juni, gleichzeitig blühen Magnolien und Kirschen jahreszeitengemäß in voller Pracht. Selten habe ich Magnolienbäume gesehen, die sich in sämtlichen Farbschattierungen so wunderbar in ihre Umgebung fügen. So als würden sie genau hierher gehören.

Ein bisschen kann ich mir vorstellen wie sich diese Bäume fühlen im April in dieser Stadt. Es ist ein ganz besonderes Gefühl, ein sense of belonging, wenn ich nach langer Zeit wieder nach New York zurückkehre. Ich wandere durch die Straßen als täte ich nie etwas anderes, als wäre ich nicht jahrelang weg gewesen. Ich werde nach dem Weg gefragt und auch sonst wie eine New Yorkerin behandelt, mit allen Vor- und Nachteilen die das mit sich bringt.

Keine Frage, diese Stadt hat auch ihre Schattenseiten. Wenn ich nachts mit der U-Bahn fahre gibt es zum Teil Gestalten, die sich ausgesprochen unberechenbar verhalten und es stellt sich nicht das gleiche Sicherheitsgefühl ein wie ich es in Wien empfinde. Je wärmer es wird desto mehr stinkt New York und wenn die Müllberge in den Straßen größer werden und man beim nächtlichen Nachhauseweg den Schatten einer Ratte erspäht, könnte man sich fragen was man an New York denn eigentlich findet. Nicht so ich: mit Herzerlaugen finde ich alles rosig und sehe eine Stadt, in der eben alles möglich ist, good or bad.

Die erste Woche hat schon sehr Schönes bereitgehalten, so waren wir am Ostersonntag in Harlem spazieren und haben einer Kinderschar beim Ostereiersuchen zugesehen, begleitet von R&B aus einem offenen Fenster in stolzer Lautstärke. Der Tag ging ähnlich musikalisch zu Ende mit einer Gruppe älterer Herren in einer Jazzbar im Village, die seit Jahrzehnten sonntäglich Jazz & Swing aus den 1920ern zum Leben erwecken.

Ein Spaziergang über die High Line, einer ehemaligen Bahntrasse im Osten der Stadt, war ein wunderbarer Einstieg in mein New Yorker Monat. Anschließend im Bryant Park neben der New York Public Library einen viel zu süßen Chai Latte in der Sonne genießen, umrahmt von der Skyline in Midtown. Und natürlich – wie könnte es anders sein – zum Abschluss des ersten Tages ein Besuch im Brookyln Bridge Park wo die Aussicht auf die Brücke und die Südspitze von Manhattan sicher zu einem der meistfotografierten Orten der Welt gehört. Für mich definitiv ein weiterer happy place in dieser Stadt.

Auch nicht übel war der Spaziergang (man merkt, ich spaziere gerne) durch den Central Park, ein kurzer Abstecher zu Tiffany’s und Bloomingdales um einen Blick auf das zu erspähen was ich mir nicht leisten können will. Und dann mit der Seilbahn durch die Häuserschluchten und über die Brücke nach Roosevelt Island. Von hier aus ist der Blick auf Manhattan exquisit und wenn man einen sonnigen Tag erwischt lässt es sich hier ausgezeichnet picknicken.

Ein neuer großer Vorteil in dieser wunderbaren Stadt ist die Einrichtung von Fähren, die verschiedene Standorte in Manhattan, Brooklyn und Queens miteinander verbinden. Um aktuell 4$ lässt es sich fabelhaft über East und Hudson River cruisen – die Aussicht ist gleich spektakulär wie mit jedem Touri-Boot.

Last but not least war in dieser ersten Woche der Besuch des Theaterstücks Sleep no more ein absolutes Highlight. Schon lange freudig erwartet war das eine once in a lifetime experience (wahrscheinlich wirklich, die Tickets sind nämlich wirklich nicht günstig). Man hat hier die Möglichkeit, in einem großen ehemaligen Industriekomplex Theater der anderen Art zu erleben. Auf mehreren Stockwerken sind Settings aufgebaut, ungeheuer (und) authentisch. Von einem Friedhof über ein Krankenhaus bis hin zu einem Hotel mit sämtlichen Nebenräumen, Lobby und Ballroom ist man im McKittrick für ein Abenteuer definitiv genau richtig. Man folgt nämlich den Schauspieler*innen wie man will, sie bewegen sich von Raum zu Raum und zuweilen muss man auch Laufen um mit ihnen Schritt zu halten. Wenn man nicht den Anspruch hat durch Zusehen alleine zu verstehen worum es in dem Stück geht (man kann nicht allen Figuren folgen, das ist unmöglich weil die Handlung gleichzeitig passiert), dann ist das eine absolute Empfehlung!

Der bisherige Blick durch meine Herzerlaugen auf diese einmalige Stadt war erst der Anfang. Der April ist noch jung - Stay tuned!

13. April 2023